Mein erster Trockentauchgang – warm und trocken in einer kalten Welt

Mein erster Trockentauchgang - Erinnerung eines Tauchers
Mein erster Trockentauchgang - Erinnerung eines Tauchers

Mein erster Trockentauchgang, das war ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Pötzlich war es auch im kalten Wasser warm und so richtig nass wurde ich auch nicht mehr.

Es gibt Tauchgänge, die bleiben einem vor allem wegen der Landschaft im Gedächtnis, wegen der Sichtweiten, der Fische oder der Begegnungen mit besonderen Lebewesen. Und dann gibt es Tauchgänge, die man nie vergisst, weil sie die Art und Weise verändern, wie man überhaupt taucht. Mein erster Trockentauchgang gehört eindeutig in diese zweite Kategorie. Er hat mein Verständnis von Kaltwassertauchen auf den Kopf gestellt und mir eine neue Dimension des Wohlfühlens unter Wasser eröffnet.

Bis dahin war ich ausschließlich im Neoprenanzug getaucht. Ich hatte gelernt, mit der Kälte umzugehen, mich an das leichte Frösteln nach längeren Tauchgängen zu gewöhnen und mich darauf einzustellen, dass die Freude am Tauchen manchmal durch klamme Finger oder zitternde Knie getrübt wurde. Doch dann stand plötzlich die Möglichkeit vor mir, einen Trockentauchanzug auszuprobieren. Ich erinnere mich noch gut an die Mischung aus Neugier und Respekt, die ich dabei verspürte.

Die erste Begegnung mit dem Trocki

Als ich meinen ersten Trockentauchanzug in den Händen hielt, kam er mir fast wie ein Raumanzug vor. Dicke Manschetten an Hals und Handgelenken, ein massiver Reißverschluss quer über Brust und Rücken und Stiefel, die fest mit dem Anzug verbunden waren. Ganz anders als der flexible Neopren, den ich gewohnt war.

Mein Tauchlehrer erklärte mir damals geduldig die Unterschiede. Er zeigte mir, wie man vorsichtig durch die Latexmanschetten schlüpft, wie wichtig es ist, den Reißverschluss sauber zu schließen, und wie das Einlass- und Auslassventil funktioniert. Ich hörte aufmerksam zu, doch innerlich fragte ich mich, ob das alles nicht viel zu kompliziert sei.

Das Anziehen war tatsächlich eine kleine Herausforderung. Mit einem Neoprenanzug hatte ich Routine – reinschlüpfen, hochziehen, Reißverschluss zu, fertig. Der Trocki verlangte mehr Geduld. Ich musste aufpassen, die Dichtungen nicht zu beschädigen, alles richtig zu verschließen und am Ende noch sicherzustellen, dass der Reißverschluss auch wirklich dicht war. Einmal geschlossen, fühlte ich mich plötzlich eingepackt wie in einer Rüstung.

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Das erste Mal ins Wasser

Das eigentliche Abenteuer begann aber erst, als ich ins Wasser ging. Ich hatte mir vorgestellt, dass es sich komisch anfühlen würde, trocken ins Wasser zu steigen, und genau so war es. Schon beim Abtauchen wartete die erste Überraschung: Kein kaltes Wasser drang in den Anzug, kein Schauer lief mir über den Rücken. Stattdessen blieb ich warm und trocken, und nur der leichte Druck des Wassers erinnerte mich daran, dass ich mich tatsächlich unter der Oberfläche befand.

Doch es dauerte nicht lange, bis die nächste Herausforderung auf mich zukam. Die Tarierung im Trocki war völlig anders, als ich es kannte. Beim Neoprenanzug war ich gewohnt, mit meinem Jacket zu arbeiten, um den Auftrieb auszugleichen. Jetzt musste ich plötzlich lernen, die Luft im Anzug zu kontrollieren. Ein leichter Knopfdruck am Einlassventil ließ Luft hineinströmen, ein Druck aufs Auslassventil beförderte sie wieder hinaus. Klingt einfach – aber im Wasser sah die Realität anders aus.

Das Spiel mit der Luft

Schon nach wenigen Minuten bemerkte ich, dass die Luft im Anzug ihren eigenen Kopf hatte. Sie sammelte sich dort, wo die höchste Stelle meines Körpers war. Lag ich waagerecht im Wasser, verteilte sich alles gut. Doch sobald ich die Beine etwas anhob, wanderte die Luft dorthin – und ich spürte, wie mich die Füße nach oben drückten. Plötzlich drehte ich mich fast kopfüber ins Wasser, bis ich hektisch versuchte, die Luft wieder loszuwerden.

Mein Tauchlehrer hatte mich vorgewarnt, dass genau das passieren würde. Er blieb ruhig neben mir, gab mir das Signal, die Haltung zu ändern, und erinnerte mich daran, dass Kontrolle im Trocki vor allem bedeutet, den Körper bewusst zu positionieren. Nach einigen Versuchen klappte es besser, und langsam bekam ich das Gefühl zurück, Herr der Lage zu sein.

Trotz der anfänglichen Unsicherheit war es ein unbeschreibliches Gefühl, wie warm ich blieb. Während andere nach einer halben Stunde im Wasser die ersten Anzeichen von Kälte zeigten, war ich angenehm temperiert. Meine Hände waren durch die Trockenhandschuhe zwar etwas steifer, aber sie froren nicht. Zum ersten Mal konnte ich mich wirklich auf die Umgebung konzentrieren, ohne ständig an die Kälte denken zu müssen.

Ein neuer Blick auf die Unterwasserwelt

Es war, als hätte mir der Trockentauchanzug eine ganz neue Freiheit geschenkt. Plötzlich war Kaltwassertauchen nicht mehr etwas, das man nur aushalten musste, sondern etwas, das man genießen konnte. Ich konnte länger im Wasser bleiben, tiefer gehen, ohne die Angst, dass die Kälte mich zur Umkehr zwingt.

Auf meinem ersten Trockentauchgang erinnere ich mich noch genau an die Pflanzen, die sich sanft in der Strömung bewegten, an die Schwärme kleiner Fische, die im Schein meiner Lampe glitzerten, und an den Moment, als ich auf dem Grund schwebte und einfach nur die Ruhe genoss. Ich war präsent, aufmerksam, entspannt – und das lag nicht zuletzt daran, dass ich warm blieb.

Vertrauen in die Technik

Natürlich brauchte es einige Tauchgänge, bis ich den Trocki wirklich beherrschte. Es war ein Lernprozess: zu verstehen, wie man mit den Ventilen arbeitet, wie man aufsteigt, ohne dass zu viel Luft in die Beine strömt, und wie man notfalls die Lage korrigiert, wenn man doch einmal in Schräglage gerät. Aber je mehr Routine ich bekam, desto größer wurde auch mein Vertrauen in die Technik.

Heute kann ich sagen: Der Trockentauchanzug hat mein Taucherleben nachhaltig verändert. Ohne ihn wären viele Tauchgänge, gerade in den kühlen Seen Mitteleuropas, für mich undenkbar. Mit ihm aber wurde aus einer körperlichen Belastung ein pures Vergnügen.

Das Gefühl danach

Als ich nach meinem allerersten Trockentauchgang wieder am Ufer stand, spürte ich ein tiefes Staunen. Ich zog den Anzug aus, und darunter war meine Kleidung noch immer trocken. Während meine Tauchpartner im Neopren fröstelnd nach Handtüchern griffen, war mir angenehm warm. Dieses kleine Detail wirkte wie eine Offenbarung: Ich konnte tauchen und gleichzeitig trocken bleiben.

Es war nicht nur ein praktischer Vorteil. Es war ein Gefühl von Luxus, von Komfort, von einer neuen Selbstverständlichkeit. Ich wusste in diesem Moment, dass ich nie wieder zurückwollte in die Zeit, in der Kaltwassertauchen für mich ein Kampf gegen die Temperaturen gewesen war.

Was bleibt

Mein erster Trockentauchgang hat mir gezeigt, dass Tauchen nicht nur von der Umgebung abhängt, sondern auch von der Ausrüstung, die wir nutzen. Mit dem richtigen Equipment eröffnet sich eine Welt voller Möglichkeiten. Der Trockentauchanzug war für mich das Tor zu längeren, entspannteren und sicheren Tauchgängen in kaltem Wasser.

Für Anfänger, die überlegen, ob ein Trocki das Richtige für sie ist, kann ich nur sagen: Es ist ein Schritt, der sich lohnt. Man braucht ein wenig Geduld, um die neue Technik zu lernen, aber die Belohnung ist unbezahlbar. Es ist das Gefühl, dass man den Elementen nicht ausgeliefert ist, sondern dass man mit ihnen im Einklang tauchen kann.

Wenn ich heute an diesen ersten Trockentauchgang zurückdenke, dann erinnere ich mich nicht nur an das warme Gefühl in der Kälte. Ich erinnere mich an das Staunen, an die Freude und an das Bewusstsein, dass Tauchen ein Sport ist, der uns immer wieder überrascht – wenn wir bereit sind, Neues auszuprobieren.

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