
Sidemount Tauchen Ausrüstung – Detaillierter Überblick für Taucher
Einleitung
Sidemount Tauchen hat sich als eigenständige und vielseitige Tauchtechnik etabliert, die zahlreiche Vorteile bietet – von besserer Manövrierfähigkeit bis hin zu erhöhter Sicherheit durch redundante Gasversorgung. Damit all diese Vorteile voll zur Geltung kommen, ist die richtige Ausrüstung essenziell. Sie unterscheidet sich grundlegend von klassischen Backmount-Systemen und stellt besondere Anforderungen an Material, Handling und Wartung.
In diesem Artikel erfährst du, welche Ausrüstungsbestandteile speziell fürs Sidemount Tauchen notwendig sind, was sie ausmacht, und worauf du beim Kauf und Setup achten solltest.
1. Tauchflaschen für das Sidemount Tauchen – die Basis der Ausrüstung
Die Flaschen beim Sidemount Tauchen sind der Kern des Systems und unterscheiden sich in Material, Größe, Ventil und Zubehör von klassischen Flaschen.
Material: Aluminium vs. Stahl
- Aluminiumflaschen sind leichter und bieten aufgrund ihres Auftriebs einen „ziehenden“ Effekt. Das erleichtert das Handling der Flaschen, da sie quasi am Körper „haften“ und weniger nach außen gedrückt werden. Allerdings sind sie weniger robust und können bei unsachgemäßer Lagerung korrodieren.
- Stahlflaschen haben dagegen einen negativen Auftrieb, was bedeutet, dass sie schwerer sind und mehr Gewicht benötigen, um neutral zu schweben. Für technische Taucher mit mehreren Flaschen und viel Ballast ist das oft sinnvoll, da sich so die Trimmung besser einstellen lässt. Stahlflaschen sind zudem langlebiger und widerstandsfähiger gegenüber mechanischer Beanspruchung.
Flaschengröße und Volumen
Beim Sidemount Tauchen werden häufig kleinere Flaschen mit 7 bis 12 Litern verwendet, je nach Einsatzgebiet und Tauchprofil. Kleinere Flaschen (z.B. 7 Liter) sind wendiger und leichter zu handhaben, eignen sich besonders für Höhlen- und technischen Tauchgänge, bei denen mehrere Flaschen getragen werden. Größere Flaschen (10-12 Liter) finden sich eher im Sporttauchen und bieten längere Tauchzeiten.
Ventiltypen und Anpassungen
Die Ventile an Sidemount-Flaschen sind entscheidend für die Bedienbarkeit:
- DIN-Ventile sind besonders dicht und robust und werden vor allem im technischen Tauchen bevorzugt. Sie ermöglichen einen sicheren Anschluss der Atemregler, sind allerdings etwas komplexer in der Handhabung.
- INT-Ventile (yoke) sind verbreiteter im Sporttauchen, einfacher zu bedienen, aber weniger widerstandsfähig gegenüber hohem Druck.
Für Sidemount sind oft speziell abgewinkelte Ventile oder Ventilaufsätze (Bajonettadapter) im Einsatz, um die Schläuche optimal zu verlegen und Verwicklungen zu vermeiden.
2. Harness und Bungees – das Herzstück des Sidemount Riggs
Das Rig ist die Ausrüstung, mit der du die Flaschen sicher und bequem am Körper befestigst.
Harness-Systeme
Das Harness besteht aus Gurten, Schnallen und Verbindungselementen, die sich um den Oberkörper legen. Es ersetzt das klassische Jacket beim Sidemount Tauchen. Wichtige Komponenten:
- Hüftgurte: Stabilisieren das Rig am Becken und verhindern ein Verrutschen nach unten.
- Brustgurte: Halten das Harness fest am Oberkörper und verhindern ein seitliches Verdrehen.
- Schultergurte: Sorgen für gleichmäßige Gewichtsverteilung und Komfort.
- D-Ringe: Metallringe zur Befestigung von Zubehör wie Tauchlampen, Messer oder Leinen.
Moderne Harness-Systeme sind modular aufgebaut, das heißt, sie lassen sich individuell anpassen und erweitern.
Bungee-Systeme
Die Bungees sind elastische Gurte, die um die Flaschen gewickelt werden und diese am Harness fixieren. Das erlaubt ein schnelles und einfaches Abnehmen und wieder Anlegen der Flaschen, auch unter Wasser.
- Material: Bungees aus hochwertigem Latex oder ähnlichen Materialien sind langlebig und widerstandsfähig gegen UV-Strahlung, Salzwasser und Kälte.
- Spannung: Die richtige Bungee-Spannung ist entscheidend. Zu locker, und die Flaschen wackeln; zu straff, und das Anlegen wird schwierig.
- Anordnung: Meistens werden zwei Bungees pro Flasche verwendet – eine um das Ventil, eine um den Flaschenboden.
Unterschiedliche Rigging-Systeme
Es gibt Komplettsets von Herstellern wie Hollis, Apeks, OMS oder Dive Rite, die Harness und Bungees als Einheit verkaufen. Fortgeschrittene Taucher bevorzugen oft ein modulares System, um je nach Tauchprofil und Körperbau die optimale Kombination zu wählen.
3. Atemregler und Schlauchmanagement – lebenswichtige Verbindung zum Gas
Beim Sidemount Tauchen sind Atemregler und deren Anordnung besonders wichtig, um Verwicklungen zu vermeiden und im Notfall schnell reagieren zu können.
Haupt- und Zweitregler
- Der erste Stufe wird direkt am Flaschenventil angeschlossen. Jeder Flasche ist ein eigener Atemregler zugeordnet.
- Primärregler: Kürzerer Schlauch (60–70 cm) sorgt für Freiheit beim Schwimmen und minimiert Verwicklungen.
- Backup- oder Zweitregler: Etwas längerer Schlauch (70–80 cm), an der zweiten Flasche montiert, dient als Notfallregler.
Inflatorschlauch
Der Inflatorschlauch des Tarierjacket wird separat geführt, häufig über die Schulter oder seitlich am Harness, um ein Verheddern mit den Atemreglern zu verhindern.
Schlauchclips und Halterungen
Damit die Schläuche ordentlich liegen und nicht lose im Wasser baumeln, werden spezielle Clips und Halterungen verwendet. Sie sorgen für Übersichtlichkeit und erleichtern das Handling, insbesondere in engen Höhlen oder Wracks.
4. Tarierjacket, Backplate und Wing – das Auftriebssystem
Da beim Sidemount kein klassisches Jacket verwendet wird, kommen andere Lösungen zum Einsatz.
Sidemount BCDs
Spezielle Sidemount-Tarierjackets sind leicht, schlank und bieten ausreichend Auftrieb, ohne die Bewegungsfreiheit einzuschränken. Sie sind weniger voluminös als klassische Jackets und oft mit zusätzlichen D-Ringen und Taschen ausgestattet.
Backplate und Wing
Viele technische Taucher verwenden ein Backplate (meist aus Edelstahl oder Aluminium) kombiniert mit einem Wing (Luftkammer).
- Backplate: Stabilisiert das Rig, bietet eine feste Basis für das Harness und verteilt den Druck.
- Wing: Sitzt auf dem Rücken und sorgt für den nötigen Auftrieb. Wings sind in unterschiedlichen Größen und Formen erhältlich, je nach Gewicht des Equipments und Einsatzprofil.
Dieses System ist modular und sehr robust, hat aber eine höhere Einstiegshürde als einfache Sidemount-Jackets.
5. Sicherheitsausrüstung – unverzichtbar für jedes Sidemount Setup
Neben der Kern-Ausrüstung gehört eine umfangreiche Sicherheitsausstattung zum Sidemount Tauchen.
Signalboje und Reel
Mit einer Signalboje kannst du an der Oberfläche auf dich aufmerksam machen, etwa bei Strömung oder wenn du getrennt bist. Das Reel dient zum kontrollierten Abrollen der Boje.
Schneidwerkzeuge
Ein scharfes Messer oder eine Schere sind Pflicht, um dich aus Netzen oder Leinen zu befreien. Sie sollten leicht zugänglich und gut fixiert sein.
Backup-Atemregler
Ein zweiter Atemregler am zweiten Flaschenventil sorgt für Redundanz – bei Ausfall einer Flasche kann der andere genutzt werden.
Tauchlampen
Besonders bei Höhlen- und Nachttauchgängen sind mindestens zwei Tauchlampen vorgeschrieben.
Tauchcomputer und Gasmanagement
Moderne Tauchcomputer können mehrere Gasquellen verwalten, was beim Sidemount Tauchen enorm hilfreich ist. Einige Modelle zeigen Flaschendrücke separat an und warnen frühzeitig vor Gasmangel.
6. Zusatzausrüstung und Zubehör
Für ein optimales Taucherlebnis gibt es eine Reihe nützlicher Extras:
- Flaschenschutz: Spezielle Taschen oder Neoprenüberzüge schützen Flaschen vor Kratzern und Beulen.
- Kennzeichnung: Markierungen helfen, unterschiedliche Gasgemische klar zu identifizieren (z.B. mit farbigen Bändern oder Aufklebern).
- Gewichtssysteme: Zusätzliche Gewichte werden am Harness oder Backplate befestigt, um die optimale Trimmung zu erreichen.
- Drybags: Für trockenen Transport von Wertsachen oder Wechselkleidung.
7. Pflege und Wartung – Sicherheit durch regelmäßige Kontrolle
Die Sidemount Ausrüstung benötigt wie alle Tauchutensilien sorgfältige Pflege:
- Bungees prüfen: Sie altern durch UV-Licht, Salzwasser und Kälte. Sichtprüfung auf Risse oder Verschleiß ist Pflicht. Austausch spätestens alle 1–2 Jahre.
- Flaschenventile warten: Jährlicher Service beim Fachhändler, Dichtungen ersetzen und Ventile schmieren.
- Reglerservice: Jährliche Inspektion und Wartung durch zertifizierte Werkstätten.
- Harness und Gurte spülen: Nach jedem Tauchgang mit Süßwasser spülen, um Salz- und Schmutzrückstände zu entfernen.
- Trockene Lagerung: Ausrüstung sollte trocken, dunkel und luftig aufbewahrt werden, um Schimmel und Korrosion zu vermeiden.
8. Tipps für den Einstieg – so gelingt dein Start mit Sidemount Tauchen Ausrüstung
- Fachkundige Beratung: Lass dich im Tauchshop oder von einem erfahrenen Sidemount-Instructor beraten. Jedes Rig muss an den Körper angepasst werden.
- Kurse besuchen: Ein zertifizierter Sidemount-Kurs vermittelt die Grundlagen von Rigging, Flaschenhandling und Sicherheitsprozeduren.
- Praxisübungen: Übe das An- und Ausziehen, den Flaschenwechsel und Notfallübungen regelmäßig an Land und im Wasser.
- Teste verschiedene Systeme: Probiere unterschiedliche Harness- und Bungee-Kombinationen, um das passende Rig zu finden.
- Starte mit einfachem Setup: Für Anfänger sind Komplettsets mit Sidemount-Jacket und Bungees ideal.
Fazit
Die Sidemount Ausrüstung ist speziell auf die Anforderungen des seitlich getragenen Flaschensystems zugeschnitten und unterscheidet sich deutlich von klassischen Backmount-Setups. Sie ermöglicht eine höhere Flexibilität, Sicherheit und Komfort – vorausgesetzt, sie wird sorgfältig ausgewählt, angepasst und gewartet.
Wer sich intensiv mit der Sidemount Tauchen Ausrüstung auseinandersetzt und regelmäßig trainiert, profitiert von den vielfältigen Vorteilen des Sidemount Tauchens und kann auch anspruchsvolle Tauchgänge sicher und entspannt genießen.
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