
Ein Tieftauchgang im Blausteinsee biete faszinierende Erlebnisse in der Tiefe, vor allen Dingen für Fortgeschrittene Taucher. Der See ist ein hervorragendes Übungsgewässer für Tieftaucher und Tec-Diving, Dekompressionstauchgänge und generell anspruchsvolles Kaltwassertauchen.
Es gibt Tauchplätze, die für viele Sporttaucher zu einem regelrechten Sehnsuchtsort werden. Nicht, weil sie spektakulär bunt sind wie ein tropisches Riff, sondern weil sie die Möglichkeit bieten, neue Herausforderungen zu meistern und das eigene Können auf die nächste Stufe zu bringen. Der Blausteinsee bei Eschweiler in Nordrhein-Westfalen ist genau so ein Ort. Wer hier taucht, betritt ein Gewässer mit ganz eigener Geschichte, klar strukturierten Regeln und einer Unterwasserwelt, die auf ihre ruhige Art fesselt. Besonders spannend wird es, wenn man sich an die Tiefe wagt, denn der See erreicht bis zu 46 Meter. Damit ist er ideal für Taucher, die den Schritt zum Tieftauchgang wagen wollen.
Ich möchte dich in diesem Artikel mitnehmen in die Welt des Blausteinsees. Wir schauen uns an, was Tieftauchen eigentlich bedeutet, warum es im Blausteinsee so interessant ist, und was du als Anfänger beachten solltest, wenn du dich irgendwann in Richtung Tiefe entwickeln möchtest. Dabei geht es nicht um trockene Theorie, sondern darum, wie es sich wirklich anfühlt, dort einzutauchen – mit all der Ruhe, der Konzentration und dem besonderen Reiz, den ein Tieftauchgang mit sich bringt.
Der Blausteinsee – vom Tagebau zum Tauchrevier
Bevor wir über das Tieftauchen sprechen, lohnt sich ein Blick auf die Geschichte des Sees. Der Blausteinsee ist kein natürlicher See, sondern entstand aus einem ehemaligen Braunkohletagebau. Nach dem Ende der industriellen Nutzung wurde das Gelände geflutet und entwickelte sich nach und nach zu einem Freizeit- und Naturschutzgebiet. Heute ist der See ein beliebtes Ziel für Spaziergänger, Segler und vor allem für Taucher, die hier ein außergewöhnliches Gewässer vorfinden.
Die Entstehungsgeschichte prägt auch das Taucherlebnis. Anders als in natürlichen Seen mit organisch gewachsenen Strukturen bietet der Blausteinsee eine klare, von Menschenhand geschaffene Topografie. Steile Kanten, Plateaus und Tiefenzonen wechseln sich ab und machen den See zu einem abwechslungsreichen Ort für Ausbildung und Erkundung.
Was bedeutet Tieftauchen eigentlich?
Für viele Anfänger klingt das Wort „Tieftauchen“ zunächst abenteuerlich, manchmal sogar etwas bedrohlich. Dabei ist es ein fester Bestandteil der Sporttaucherei. Laut gängiger Definition spricht man ab einer Tiefe von 18 Metern von Tieftauchen, wobei für viele Sporttaucher eine Grenze bei 30 oder 40 Metern liegt, je nach Ausbildung und Erfahrung.
Tieftauchen bedeutet nicht, so tief wie möglich abzusteigen, sondern kontrolliert und sicher in größere Tiefen vorzudringen. Die Herausforderung liegt darin, dass mit zunehmender Tiefe die Umgebung sich verändert: das Licht wird schwächer, die Farben verblassen, der Luftverbrauch steigt und die Nullzeiten verkürzen sich. All das erfordert ein ruhiges Vorgehen, eine gute Vorbereitung und das Wissen, wie man mit diesen Veränderungen umgeht.
Der Blausteinsee als ideales Übungsrevier für Tieftaucher
Der Blausteinsee ist für Tieftauchgänge besonders interessant, weil er mit seinen maximal 46 Metern genug Tiefe bietet, um ernsthafte Trainingstauchgänge durchzuführen. Gleichzeitig ist er ein kontrolliertes Gewässer, in dem strenge Regeln gelten. Jeder, der hier taucht, muss sich registrieren, ein Ticket lösen und wird über die Vorschriften informiert. Diese Struktur sorgt dafür, dass die Sicherheit an erster Stelle steht und das Tauchen nicht zum wilden Abenteuer, sondern zum gut organisierten Erlebnis wird.
Gerade für Taucher, die ihre Ausbildung erweitern möchten – etwa durch den SSI Deep Diving Specialty oder das PADI Deep Diver Programm – ist der Blausteinsee ideal. Instruktoren nutzen ihn, um ihre Schüler Schritt für Schritt in größere Tiefen zu begleiten. Man kann hier sehr gut erleben, wie es ist, in 20, 30 oder sogar 40 Metern Tiefe unterwegs zu sein, ohne dafür weit reisen zu müssen.
Der erste Eindruck unter Wasser
Wenn man im Blausteinsee abtaucht, merkt man schnell, dass er anders ist als kleinere Baggerseen in der Region. Schon in den ersten Metern spürt man die Weite, die klaren Konturen der Abbaukanten und das besondere Lichtspiel. In den oberen Bereichen trifft man auf Pflanzen und Fische, die für Abwechslung sorgen. Barsche, Hechte und manchmal große Karpfen sind hier keine Seltenheit.
Doch je tiefer man geht, desto ruhiger wird es. Ab etwa 20 Metern verschwinden die meisten Pflanzen, und das Wasser wird deutlich kühler. Das Licht nimmt ab, die Farben verlieren an Intensität. Was an der Oberfläche noch grün und lebendig wirkte, erscheint in der Tiefe in gedämpften Blau- und Grautönen. Genau diese Veränderung macht den Reiz eines Tieftauchgangs aus. Man spürt, dass man in einen Bereich vordringt, der nur wenigen Menschen zugänglich ist.
Die mentale Seite des Tieftauchens
Viele Anfänger unterschätzen, wie sehr das Tauchen in die Tiefe auch eine Kopfsache ist. In den ersten 10 Metern lernt man, sich an das Atmen unter Wasser zu gewöhnen und die Tarierung zu kontrollieren. Doch wenn man tiefer geht, kommen neue Faktoren hinzu. Man merkt, dass der Luftverbrauch steigt, man hört den eigenen Atem lauter und gleichmäßiger, und man konzentriert sich stärker auf die Anzeigen von Finimeter und Computer.
Ein wichtiger Punkt ist die Stickstoffnarkose, die ab etwa 30 Metern spürbar werden kann. Sie äußert sich bei jedem Menschen unterschiedlich: Manche fühlen sich ein wenig benommen, andere verspüren eine trügerische Euphorie oder verlieren das Gefühl für die Zeit. Genau deshalb ist es so wichtig, Tieftauchgänge unter Anleitung und mit einem erfahrenen Buddy zu absolvieren.
Die mentale Stärke, die man dabei entwickelt, ist unbezahlbar. Man lernt, sich auch in einer ungewohnten Umgebung ruhig und überlegt zu verhalten. Dieses Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten überträgt sich später auch auf alle anderen Tauchgänge.
Sicherheit und Vorbereitung
Wer im Blausteinsee einen Tieftauchgang plant, muss gut vorbereitet sein. Schon vor dem Einstieg gilt es, die Ausrüstung sorgfältig zu prüfen. Eine redundante Luftversorgung, also zum Beispiel eine zweite erste Stufe oder ein Stage-Bottle, ist bei vielen Tieftauchgängen üblich. Auch eine Lampe gehört unbedingt dazu, da das Licht in der Tiefe stark abnimmt.
Neben der Ausrüstung spielt die Planung eine große Rolle. Man bespricht mit dem Buddy den maximalen Abstieg, die geplante Tiefe, die Zeit in der Tiefe und natürlich die Reserve, mit der man sicher wieder auftaucht. Im Blausteinsee gibt es dafür gute Voraussetzungen, denn die Basis vor Ort sorgt für klare Abläufe und unterstützt Taucher bei der Vorbereitung.
Ein typischer Tieftauchgang im Blausteinsee
Stell dir vor, du beginnst deinen Abstieg am Ufer des Sees. Die ersten Meter sind vertraut, das Wasser ist noch hell, und die Sicht reicht weit. Nach kurzer Zeit tauchst du an der ersten Kante vorbei und gleitest tiefer hinab. Dein Atem wird gleichmäßiger, und die Geräusche von außen verschwinden. Ab 20 Metern spürst du, wie die Temperatur sinkt und die Farben blasser werden.
In 30 Metern Tiefe begegnest du vielleicht einer der alten Unterwasser-Installationen, die für Taucher versenkt wurden. Ein Bootsrumpf oder eine Plattform erscheinen wie stille Mahnmale im diffusen Licht. Noch ein paar Meter tiefer, und du befindest dich in einer Welt, die völlig von Ruhe geprägt ist.
Dein Tauchcomputer zeigt die Zeit, die dir bleibt, und du weißt, dass du in wenigen Minuten wieder den Aufstieg beginnen musst. Dieser Moment in der Tiefe ist oft der intensivste: Man spürt die Stille, die Konzentration, die Faszination und gleichzeitig den Respekt vor der Umgebung.
Beim Aufstieg führst du deine Stopps sorgfältig durch, achtest auf deinen Luftvorrat und kontrollierst die Tarierung. Zurück an der Oberfläche breitet sich dann oft ein Gefühl aus, das schwer zu beschreiben ist: eine Mischung aus Stolz, Erleichterung und dem Drang, dieses Erlebnis bald zu wiederholen.
Der Blausteinsee im Jahresverlauf
Ein weiterer Aspekt, den man als Tieftaucher berücksichtigen sollte, sind die jahreszeitlichen Unterschiede. Im Sommer ist der Einstieg oft angenehm, doch die Tiefe bleibt kühl. Ein Trockentauchanzug ist daher fast immer die bessere Wahl, vor allem wenn man länger unten bleiben möchte. Im Winter dagegen ist der See noch klarer, die Sichtweiten sind dann teilweise besonders beeindruckend.
Gerade diese wechselnden Bedingungen machen den Blausteinsee zu einem spannenden Trainingsort. Wer hier regelmäßig taucht, entwickelt ein gutes Gefühl dafür, wie unterschiedlich ein und derselbe See wirken kann.
Fazit
Ein Tieftauchgang im Blausteinsee ist weit mehr als nur eine Übung in größerer Tiefe. Es ist ein Erlebnis, das Kopf und Körper gleichermaßen fordert und dabei tiefe Eindrücke hinterlässt. Der See bietet die idealen Bedingungen, um sicher und kontrolliert Tieftauchen zu lernen, gleichzeitig aber auch das Abenteuer und die Faszination, die uns alle am Tauchen so sehr begeistern.
Für Anfänger ist er ein Ort, an dem man unter Anleitung die ersten Schritte in die Tiefe wagen kann. Für erfahrene Taucher ist er ein Trainingsrevier, das hilft, Fähigkeiten zu festigen und sich auf anspruchsvollere Tauchgänge in anderen Gewässern vorzubereiten. Wer einmal im Blausteinsee in 30 oder 40 Metern Tiefe unterwegs war, versteht, warum Tieftauchen eine der spannendsten Disziplinen des Sports ist – und warum man dafür nicht unbedingt ans Meer reisen muss.
Weitere Infos zum Blausteinsee
Am Blausteinsee gilt eine Tauchordnung. Tauchen nur mit Buddy, es gilt die Regel „Zusammen mindestens 4 Sterne“. Also z.B. 2-Stern-Taucher mit 2-Stern-Taucher oder CMAS*-Taucher mit CMAS***-Taucher (alternativ AOWD/AOWD oder OWD/Rescue Diver). Für unbegleitete Tauchanfänger – auch als Buddyteam – ist der See nicht zu empfehlen und nicht zugelassen! Nicht brevetierte Anfänger und Jugendliche dürfen nur in Begleitung eines Tauchlehrers in den See.
Der See ist mit vielen Unterwasser-Attraktionen ausgestattet und daher auch hervorragend zum Training der Unterwasser-Navigation geeignet. Es gibt eine sehr detaillierte Seekarte.
Am See gibt es eine Tauchbasis mit Füllstation, betrieben vom Tauchaixperten Wolfgang Breuer.
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