Toynbee-Manöver

Das Toynbee-Manöver – Sanfter Druckausgleich beim Tauchen

Viele Taucher kennen das klassische Valsalva-Manöver als Standardmethode für den Druckausgleich beim Abtauchen. Doch es gibt auch sanftere und oft sogar effektivere Alternativen – eine davon ist das Toynbee-Manöver.

Gerade bei empfindlichen Ohren, anatomischen Besonderheiten oder leichten Erkältungssymptomen kann das Toynbee-Manöver einen entscheidenden Unterschied machen. In diesem Artikel erfährst du, was das Toynbee-Manöver ist, wie es funktioniert, wann es hilfreich ist und wie du es korrekt anwendest.


Was ist das Toynbee-Manöver?

Das Toynbee-Manöver ist eine Technik zum Druckausgleich im Mittelohr, die bereits im 19. Jahrhundert vom britischen Wissenschaftler Joseph Toynbee beschrieben wurde. Im Gegensatz zum kräftigen Luftpressen beim Valsalva-Manöver nutzt die Toynbee-Methode einen natürlichen Mechanismus: das Schlucken.

Durch das Schlucken wird die Eustachische Röhre geöffnet – eine Verbindung zwischen Nasen-Rachen-Raum und Mittelohr. Wenn dabei gleichzeitig die Nase zugehalten wird, entsteht ein leichter Unterdruck, der den Druckausgleich bewirkt.


Wie funktioniert das Toynbee-Manöver?

Die Durchführung ist einfach, aber erfordert etwas Übung, besonders unter Wasser.

Anleitung Schritt für Schritt:

  1. Atme ganz normal ein.
  2. Halte dir die Nase zu (z. B. mit Daumen und Zeigefinger durch die Maske hindurch).
  3. Schlucke nun bewusst.

Dabei wird die Eustachische Röhre geöffnet, und der Druck zwischen Nasen-Rachen-Raum und Mittelohr kann sich ausgleichen. Du hörst oder spürst ein leises „Plopp“ oder „Klicken“ – das Zeichen für einen gelungenen Druckausgleich.


Wann ist das Toynbee-Manöver besonders hilfreich?

Viele Taucher empfinden das Toynbee-Manöver als angenehmer und weniger belastend für die Ohren als das Valsalva-Manöver. Besonders empfehlenswert ist es in folgenden Situationen:

Bei empfindlichen Ohren

Taucher, die leicht Schmerzen oder Druckgefühl verspüren, profitieren oft von der sanfteren Methode.

Bei eingeschränkter Belüftung

Wenn die Eustachische Röhre nur teilweise durchlässig ist (z. B. bei Allergien oder leichter Erkältung), funktioniert Toynbee oft zuverlässiger als das Valsalva-Manöver.

Zur Ergänzung oder Kombination

Das Toynbee-Manöver lässt sich sehr gut mit anderen Techniken kombinieren, z. B. mit dem Valsalva- oder Frenzel-Manöver – besonders bei Tauchern, die Probleme mit nur einem Ohr haben.


Unterschiede zum Valsalva-Manöver

Merkmal Toynbee-Manöver Valsalva-Manöver
Technik Nase zu + Schlucken Nase zu + gegen Nase pressen
Druckbelastung Gering Höher (bei zu starkem Pressen)
Risiko bei falscher Anwendung Sehr gering Gefahr von Innenohr-Barotrauma
Unterwasser-Anwendung Etwas schwieriger zu koordinieren Einfacher durchzuführen

Häufige Fehler beim Toynbee-Manöver

Nicht richtig geschluckt

Manche Taucher schaffen es unter Wasser nicht bewusst zu schlucken. Tipp: Trinke vor dem Tauchgang etwas Wasser und übe das Schlucken bewusst.

Zuviel Druck erwartet

Das Toynbee-Manöver wirkt subtiler als das Valsalva – es fühlt sich oft weniger „deutlich“ an, ist aber trotzdem effektiv. Höre auf das Geräusch und das Druckgefühl – nicht auf die Stärke der Bewegung.

Zu spät angewendet

Wie bei allen Druckausgleichsmethoden gilt: Nicht warten, bis es weh tut! Führe das Manöver frühzeitig und regelmäßig während des Abtauchens durch – am besten alle 0,5 bis 1 Meter.


Trainieren an Land – für mehr Kontrolle unter Wasser

Das Toynbee-Manöver lässt sich hervorragend an Land üben, z. B. vor dem Spiegel oder beim Zähneputzen:

  • Halte dir die Nase zu und schlucke bewusst.
  • Spüre dabei, ob sich die Ohren öffnen (manchmal hörbar).
  • Teste verschiedene Kopfhaltungen: leicht nach vorne geneigt, zur Seite gedreht oder leicht nach oben schauend.

Durch regelmäßiges Üben wird das Manöver bald zur selbstverständlichen Tauchroutine.


Kombinationstechniken für fortgeschrittene Taucher

Viele erfahrene Taucher kombinieren das Toynbee-Manöver mit anderen Methoden:

  • Valsalva + Schlucken: Erst leicht pressen, dann gleichzeitig schlucken.
  • Frenzel + Toynbee: Die Zunge wird genutzt, um Luftdruck zu erzeugen, während gleichzeitig geschluckt wird.
  • Jaw Thrust + Toynbee: Den Unterkiefer vorschieben, Nase zuhalten, schlucken – sehr effektiv bei schwer öffnenden Eustachischen Röhren.

Diese Techniken erfordern mehr Übung, bieten aber auch in schwierigen Situationen (z. B. bei starkem Druck oder tieferen Tauchgängen) eine zuverlässige Möglichkeit, den Druck auszugleichen.


Fazit: Sanft, sicher – und oft unterschätzt

Das Toynbee-Manöver ist eine oft unterschätzte, aber hochwirksame Technik zum Druckausgleich beim Tauchen. Es bietet eine sanfte und schonende Alternative zum Valsalva-Manöver und eignet sich besonders gut für Taucher mit empfindlichen Ohren oder leichten anatomischen Einschränkungen.

Als Tauchlehrer empfehle ich:
Probiere das Toynbee-Manöver aus, übe es regelmäßig, und finde heraus, welche Technik für dich am besten funktioniert.

Denn ein sicherer, schmerzfreier Druckausgleich ist nicht nur Voraussetzung für den Spaß am Tauchen – er ist auch ein zentraler Bestandteil deiner Tauchsicherheit.

Bleib entspannt, tauche langsam – und hör auf deinen Körper