Eines der wichtigsten physiologischen Themen, das jeder Taucher verstehen sollte, ist das Barotrauma – eine durch Druckunterschiede verursachte Verletzung, die bei unsachgemäßem Verhalten schon bei geringen Tiefen auftreten kann.
Was ist ein Barotrauma?
Der Begriff Barotrauma setzt sich aus den griechischen Wörtern baros (Druck) und trauma (Verletzung) zusammen. Medizinisch beschreibt ein Barotrauma Schäden am Körpergewebe, die durch Druckunterschiede zwischen Körperräumen und der Umgebung entstehen. Beim Tauchen sind vor allem jene Hohlräume im Körper betroffen, die mit Luft gefüllt sind: Ohren, Nebenhöhlen, Lunge und Magen-Darm-Trakt.
Diese Hohlräume müssen beim Ab- und Auftauchen kontinuierlich den Umgebungsdruck ausgleichen. Wenn dieser Druckausgleich – aus welchem Grund auch immer – nicht gelingt, entsteht ein Ungleichgewicht, das zu Schmerzen, Gewebeschäden und im Extremfall lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann.
Die häufigsten Formen von Barotrauma beim Tauchen
1. Mittelohr-Barotrauma („Ear Squeeze“)
Dies ist die häufigste Form des Barotraumas. Beim Abtauchen nimmt der Umgebungsdruck zu, der auch auf das Trommelfell wirkt. Ohne ausreichenden Druckausgleich über die Eustachische Röhre kann das Trommelfell nach innen gezogen oder sogar rupturiert werden.
Symptome:
- Stechender Schmerz im Ohr
- Hörverlust
- Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen
- Eventuell Blut im Ohr
Vorbeugung:
- Rechtzeitiger Druckausgleich (z. B. Valsalva-Manöver, Schlucken, Gähnen)
- Niemals tauchen mit verstopfter Nase oder Erkältung
- Langsames, kontrolliertes Abtauchen
2. Sinus-Barotrauma
Auch die Nasennebenhöhlen sind luftgefüllte Hohlräume. Wenn die Verbindung zwischen Nebenhöhle und Nasenraum blockiert ist, etwa durch Schleim oder eine Infektion, kann beim Druckanstieg ein Unterdruck in den Nebenhöhlen entstehen. Die Schleimhäute werden verletzt oder bluten.
Symptome:
- Gesichtsschmerzen
- Nasenbluten nach dem Tauchgang
- Druckgefühl in Stirn oder Wangen
Vorbeugung:
- Kein Tauchen mit Schnupfen oder Allergien
- Nase vor dem Tauchgang gut reinigen
- Bei chronischen Problemen ärztlichen Rat einholen
3. Lungen-Barotrauma („Overexpansion Injury“)
Diese Form tritt beim Auftauchen auf und ist besonders gefährlich. Wenn ein Taucher beim Auftauchen die Luft in der Lunge anhält, dehnt sich diese durch den abnehmenden Umgebungsdruck stark aus. Es kann zu Rissen im Lungengewebe kommen – die Folge: Luft kann in Blutgefäße oder den Brustraum entweichen.
Gefahren:
- Arterielle Gasembolie (AGE)
- Pneumothorax (kollabierte Lunge)
- Mediastinalemphysem
Symptome:
- Brustschmerzen
- Atemnot
- Schwindel oder Bewusstlosigkeit nach dem Auftauchen
- Neurologische Ausfälle
Vorbeugung:
- Niemals den Atem anhalten!
- Immer langsam und kontrolliert auftauchen (max. 9 m/min)
- Richtige Atemtechnik und regelmäßiges Training
4. Barotrauma des Magen-Darm-Trakts
Durch geschluckte Luft (z. B. bei nervösen Tauchern oder bei unkontrollierter Atmung) kann sich im Bauchraum Gas ansammeln. Dieses dehnt sich beim Auftauchen aus und verursacht Beschwerden.
Symptome:
- Blähungen
- Bauchschmerzen
- Übelkeit
Vorbeugung:
- Ruhige, gleichmäßige Atmung
- Keine kohlensäurehaltigen Getränke vor dem Tauchgang
- Stressmanagement vor dem Einstieg ins Wasser
Was tun im Ernstfall?
Wenn du oder dein Tauchpartner den Verdacht auf ein Barotrauma habt, gilt:
- Tauchgang sofort abbrechen, kontrolliert auftauchen
- Kein weiterer Tauchgang an diesem Tag
- Medizinische Abklärung, insbesondere bei Ohrenschmerzen, Blutungen oder neurologischen Symptomen
- Bei Verdacht auf Lungenbarotrauma oder Gasembolie sofort Notruf absetzen und Sauerstoffgabe einleiten
Fazit: Sicherheit durch Wissen und Achtsamkeit
Barotraumen gehören zu den häufigsten, aber auch am besten vermeidbaren Verletzungen beim Tauchen. Sie entstehen fast immer durch mangelhaften Druckausgleich, unachtsames Verhalten oder gesundheitliche Einschränkungen, die nicht ernst genommen wurden.
Als verantwortungsbewusste Taucher sollten wir immer auf unseren Körper hören, unsere Tauchfertigkeiten regelmäßig trainieren und uns nicht durch Gruppenzwang oder Zeitdruck zu Fehlern verleiten lassen. Tauchen soll Spaß machen – und das geht nur, wenn Sicherheit an erster Stelle steht.
Bleib achtsam – und genieß die Tiefe!
Möchtest du noch Bilder, Infografiken oder Verlinkungen zu verwandten Themen wie „Druckausgleich“, „Ohrenschmerzen beim Tauchen“ oder „Dekompression“? Ich kann dir das gerne ergänzen.