
Die Tauchsaison neigt sich dem Ende zu, die Wassertemperaturen sinken und die Ausrüstung wandert oft noch nass und verschmutzt in den Keller. Ein fataler Fehler, der im Frühjahr böse Überraschungen und teure Reparaturen mit sich bringen kann. Die Winterpause ist die entscheidende Phase, um dein wertvolles Equipment fachgerecht zu pflegen, zu warten und für die nächste Saison fit zu machen. Tauchausrüstung winterfest machen, dafür ist die Zeit im Herbst schon gekommen. Dieser umfassende Guide führt dich Schritt für Schritt durch den Prozess der Equipment-Pflege für den Winter – damit deine Ausrüstung lange hält und du dich beim nächsten Tauchgang voll und ganz auf das Erlebnis unter Wasser verlassen kannst.
Tauchausrüstung winterfest machen – Warum die Winterpflege kein optionaler Luxus ist
Viele Taucher unterschätzen die langfristigen Schäden, die durch unsachgemäße Lagerung entstehen. Salz, Chlor, Sand und organische Rückstände sind nicht nur oberflächliche Verschmutzungen. Sie wirken als Katalysatoren für Degradationsprozesse. Salz kristallisiert und wirkt abrasiv auf Dichtungen und Gewebe, Chlor beschleunigt die Alterung von Kunststoffen und Gummi, und feuchte organische Partikel bilden den idealen Nährboden für Schimmel und Bakterien, die nicht nur unangenehm riechen, sondern auch Materialien wie Neopren nachhaltig schädigen können. Die Winterpflege ist daher eine präventive Investition in die Langlebigkeit und Sicherheit deiner gesamten Ausrüstung.
Die Grundreinigung: Mehr als nur Süßwasser
Der erste und wichtigste Schritt nach dem letzten Tauchgang ist die gründliche Reinigung. Ein kurzes Abspülen reicht hierbei nicht aus, um die Tauchausrüstung winterfest zu machen. Beginne damit, alle Teile deiner Ausrüstung mit fließendem, lauwarmem Süßwasser (niemals heiß!) abzuspülen. Besonderes Augenmerk gilt dem Tauchgerät (Atemregler und Tarierjacket), das du niemals mit hohem Druck abspritzen solltest, um empfindliche Membrane nicht zu beschädigen. Für eine tiefenwirksame Reinigung empfiehlt es sich, einen speziellen Ausrüstungsreiniger zu verwenden. Diese neutralisieren aggressive Salzkristalle und chlorhaltige Rückstände effektiver als reines Wasser. Tauche die gereinigten Teile für einige Minuten in eine Lösung aus Reiniger und Wasser ein und spüle sie anschließend gründlich ab.
Das Tarierjacket (BCD): Ein sensibles System
Das BCD ist das komplexeste Stück deiner Ausrüstung und verdient besondere Aufmerksamkeit. Reinige die Außenseite gründlich, achte dabei auf Reißverschlüsse und Gurtbänder. Der Innenraum des Bladders ist anfällig für Feuchtigkeit und Schimmel. Spüle ihn mehrmals mit einer Mischung aus Süßwasser und einem speziellen Bladder-Reiniger durch. Lasse die Lösung für einige Minuten einwirken und schüttle das Jacket vorsichtig. Entleere es vollständig und blase es leicht auf, um den Bladder mit Luft zu trocknen. Überprüfe alle Ventile auf Funktionalität und achte darauf, dass die Inflations- und Deflationsschläuche frei von Wasser sind. Lagere das BCD teilweise aufgeblasen an einem dunklen, kühlen Ort, um ein Verkleben der Bladder-Innenseiten zu verhindern.
Der Atemregler: Das Herzstück der Sicherheit
Dein Atemregler ist deine Lebensader unter Wasser und muss mit äußerster Sorgfalt behandelt werden. Spüle ihn stets ohne die Staubkappen aufgeschraubt ab, da sich sonst Wasser hinter den Kappen sammeln und eindringen kann. Halte die ersten Stufen dabei immer nach unten, um ein Eindringen von Wasser in die Schlauchanschlüsse zu verhindern. Ein kurzer „Atemzug“ aus der zweiten Stufe während des Spülens hilft, eventuell eingedrungenes Wasser aus dem System zu befördern. Nach der Reinigung und dem vollständigen Abtropfen werden die Staubkappen fest und trocken aufgeschraubt. Lagere den Regler an einem dunklen Ort, fern von direkter Sonneneinstrahlung und Ozonquellen wie Heizungen oder Motoren, da Ozon Gummidichtungen brüchig macht.
Tauchcomputer und Lampen: Elektronik schützen
Elektronische Geräte sind besonders empfindlich. Spüle sie mit klarem Süßwasser ab und achte darauf, dass alle Anschlusskappen und O-Ring-Dichtungen sauber und intakt sind. Trockne die Geräte gründlich mit einem weichen Tuch ab. Entferne die Batterien aus Lampen und Kameras, sofern dies in der Bedienungsanleitung empfohlen wird, um Korrosion durch auslaufende Batterien zu verhindern. Überprüfe die O-Ringe auf Risse, Verschmutzungen oder Deformationen und fette sie, falls nötig, mit einem dafür vorgesehenen Silikonfett sparsam ein. Lagere die Elektronik bei Raumtemperatur.
Tauchflasche und Ventil: Der Druckbehälter
Die Tauchflasche sollte nach der Saison nicht komplett leer gelagert werden. Ein Restdruck von etwa 30-50 Bar verhindert das Eindringen von Feuchtigkeit und schützt das Innere des Flaschenkörpers vor Korrosion. Überprüfe das Flaschenventil auf äußere Beschädigungen und undichte Stellen. Die jährliche Visuelle Inspektion (VI) und der alle 2-5 Jahre fällige Hydrauliktestsollten, falls sie anstehen, idealerweise vor der Winterpause durchgeführt werden, damit du zu Saisonbeginn sofort startbereit bist.
Anzug, Flossen & Masken: Das Material bewahren
Neoprenanzüge, ob Nass- oder Trockenanzug, müssen nach dem Tauchen gründlich von außen und innen gespült werden. Verwende für Trockenanzüge einen speziellen Reiniger, der das Material schont. Lagere Nassanzüge auf einem breiten Bügel, um dauerhafte Falten zu vermeiden. Trockenanzüge sollten idealerweise aufgehängt oder lose zusammengerollt werden. Überprüfe bei Trockenanzügen alle Dichtungen, Reißverschlüsse und Ventile. Flossen und Masken benötigen eine gründliche Reinigung von Sand und Salz. Maskenbänder und Schnorrel sollten vor der Lagerung entspannt werden, um ihre Elastizität zu erhalten.
Die fachgerechte Lagerung: Der letzte Schliff
Der richtige Lagerort ist entscheidend für den Zustand deiner Ausrüstung im Frühjahr. Wähle einen kühlen, trockenen und dunklen Raum ohne große Temperaturschwankungen. Direkte Sonneneinstrahlung, Hitzequellen wie Heizungen und Feuchtigkeit sind zu vermeiden. Vermeide es, schwere Gegenstände auf deiner Ausrüstung zu lagern. Bewahre alle Teile so auf, dass sie belüftet und nicht geknickt oder gequetscht werden. Kleinteile wie Masken, Schnorchel und Werkzeug kannst du in einer separaten Tasche aufbewahren.
Checkliste für den Frühjahrs-Check
Kurz bevor die neue Saison beginnt, ist ein letzter Kontrollgang unerlässlich. Gehe systematisch alle Komponenten durch:
- BCD: Aufblasen und auf Luftverlust prüfen. Funktion aller Ventile testen.
- Atemregler: Staubkappen entfernen und Anschlüsse auf Sauberkeit prüfen. Atemwiderstand und Ventilfunktion an der ersten und zweiten Stufe überprüfen (ohne Druckluft).
- Tauchcomputer: Batteriestatus checken und einen Funktionstest durchführen.
- Anzug: Auf Risse, poröse Klebestellen und die Funktionalität von Reißverschlüssen (beim Trockenanzug) prüfen.
- Alle O-Ringe: Auf Risse, Trockenheit oder Verschmutzung kontrollieren und ggf. austauschen oder neu einfetten.
Diese Prozedur stellt sicher, dass du sicher und sorgenfrei in die neue Tauchsaison startest.
Die Winterpflege deiner Tauchausrüstung ist eine unverzichtbare Disziplin für jeden verantwortungsbewussten Taucher. Sie ist weit mehr als nur Reinigung – die Tauchausrüstung winterfest machen ist zugleich eine präventive Wartung, die die Lebensdauer deines Equipments erheblich verlängert, teure Reparaturen vermeidet und, am wichtigsten, deine Sicherheit unter Wasser gewährleistet. Indem du dir jetzt die Zeit nimmst, deine Ausrüstung fachgerecht zu reinigen, zu trocknen und korrekt zu lagern, investierst du direkt in ungetrübte Tauchabenteuer der kommenden Saison. Ein wenig Aufwand im Herbst garantiert dir im Frühjahr ein einsatzbereites und zuverlässiges Equipment, auf das du dich blind verlassen kannst.
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