Frenzel-Manöver

Das Frenzel-Manöver – Der präzise Druckausgleich für Taucher

Viele kennen das klassische Valsalva-Manöver, aber nur wenige wissen, dass es effizientere und sicherere Alternativen gibt – allen voran das Frenzel-Manöver. Das Frenzel-Manöver ist nicht nur bei Sporttauchern, sondern vor allem im Freitauchen (Apnoetauchen) die bevorzugte Technik. In diesem Artikel erfährst du, was das Frenzel-Manöver ist, wie es funktioniert, warum es sicherer als andere Methoden ist und wie du es Schritt für Schritt erlernst und unter Wasser anwendest.


Was ist das Frenzel-Manöver?

Das Frenzel-Manöver ist eine spezielle Methode zum aktiven Druckausgleich des Mittelohrs, die in den 1930er-Jahren von dem deutschen Luftfahrtmediziner Hermann Frenzel entwickelt wurde. Im Gegensatz zum Valsalva-Manöver, bei dem Luft durch Pressen aus der Lunge gegen die Nase gedrückt wird, verwendet das Frenzel-Manöver keinen Brustkorbdruck – sondern arbeitet ausschließlich mit Mund-, Rachen- und Kehlkopfmuskulatur.

Das hat mehrere Vorteile:

  • Weniger Anstrengung
  • Exakter dosierbarer Druck
  • Kein Luftverlust (wichtig beim Apnoetauchen)
  • Auch bei tiefen oder wiederholten Tauchgängen zuverlässig

Wie funktioniert das Frenzel-Manöver?

Die Frenzel-Technik nutzt die Zunge und den weichen Gaumen als „Kolben“, um Luft aus dem Mund-Rachenraum in die Eustachischen Röhren zu drücken – bei gleichzeitig verschlossener Nase und geschlossenem Kehlkopf.

Anleitung: Schritt für Schritt

  1. Atme ein, verschließe den Kehlkopf (Glottis)
    Wie beim Anhalten des Atems – kein Luftaustausch mit der Lunge mehr.
  2. Halte dir die Nase zu.
  3. Drücke die Zunge nach oben und hinten gegen den weichen Gaumen (wie beim „K“ oder „Ng“-Laut).
  4. Die entstehende Luftverdrängung drückt Luft durch die Eustachischen Röhren ins Mittelohr.
    Du hörst ein „Ploppen“ – das Zeichen für erfolgreichen Druckausgleich.

Wichtig: Die Lunge bleibt dabei vollständig passiv. Das Manöver funktioniert sogar bei leerer Lunge – ein großer Vorteil beim Tieftauchen.


Was unterscheidet das Frenzel-Manöver von anderen Techniken?

Merkmal Frenzel-Manöver Valsalva-Manöver Toynbee-Manöver
Ursprungsluft Mund/Rachenraum Lunge Rachenraum beim Schlucken
Muskelsteuerung Zunge, Gaumen, Kehlkopf Brust- und Bauchmuskeln Schluckreflex
Sicherheit Sehr hoch Höheres Risiko bei zu viel Druck Hoch
Kontrollierbarkeit Sehr fein dosierbar Grob, weniger präzise Geringere Kontrolle
Anwendungstiefe Bis große Tiefen (50m+) Eher flachere Tauchgänge Eher für moderate Tiefen

Vorteile des Frenzel-Manövers

Sicherer Druckaufbau: Da keine hohe Pressluft erzeugt wird, ist das Risiko eines Innenohr-Barotraumas geringer.

Wenig Anstrengung: Keine Brust- oder Bauchpresse nötig – ideal auch bei engem Neopren oder Tieftauchgängen.

Auch bei leerer Lunge durchführbar: Besonders wertvoll beim Apnoetauchen und bei langen Abstiegen.

Fein dosierbar: Druck kann sehr genau kontrolliert werden – auch bei empfindlichen Ohren.


Herausforderungen beim Erlernen

Das Frenzel-Manöver ist technisch anspruchsvoller als das Valsalva-Manöver, weil es bewusste Kontrolle über Zunge und Kehlkopf erfordert – etwas, das viele Taucher anfangs nicht gewohnt sind.

Typische Schwierigkeiten:

  • Glottis (Kehlkopf) nicht richtig geschlossen
    → Luft entweicht in die Lunge statt ins Mittelohr.
  • Zunge nicht richtig positioniert
    → Kein ausreichender Druckaufbau.
  • Nase nicht korrekt verschlossen

Doch keine Sorge – mit etwas Übung klappt es bald. Und wenn du es einmal beherrschst, willst du nichts anderes mehr verwenden!


So lernst du das Frenzel-Manöver – Übungen an Land

  1. Spieglein, Spieglein:
    Stell dich vor den Spiegel. Halte die Nase zu und versuche mit geschlossener Kehle ein „K“ oder „Ng“ zu sprechen. Spürst du den Druck im Ohr? Perfekt.
  2. Wasserschlucker:
    Trinke Wasser und halte dabei kurz die Luft an. Übe das isolierte Schlucken mit geschlossener Kehle.
  3. Trockenübung mit Maske:
    Setze deine Tauchmaske auf, halte die Nase durch die Maske zu und übe das Manöver in Tauchhaltung.
  4. Atem stoppen, Zunge drücken:
    Atme ein, halte den Atem an (Kehlkopf zu), Nase zu und drücke mit der Zunge gegen den Gaumen.

Wann solltest du das Frenzel-Manöver einsetzen?

  • Immer, wenn du mit dem Valsalva-Manöver Schwierigkeiten hast
  • Bei empfindlichen Ohren
  • Beim Tieftauchen (Apnoe oder Gerät)
  • In Kombination mit anderen Methoden (z. B. Frenzel + Toynbee)

Fazit: Die Königsdisziplin des Druckausgleichs

Das Frenzel-Manöver ist nicht nur eine Technik – es ist ein Werkzeug, das dir hilft, sicherer, entspannter und kontrollierter zu tauchen. Ob beim Sport- oder Freitauchen: Wer das Frenzel-Manöver beherrscht, hat einen klaren Vorteil – besonders bei Tiefe, Wiederholungstauchgängen oder körperlicher Belastung.

Tauchlehrer empfehlen jedem Taucher – vom Einsteiger bis zum Profi – sich mit dieser Methode vertraut zu machen. Sie verlangt zwar etwas Übung, aber der Gewinn an Sicherheit und Komfort ist den Aufwand mehr als wert.

Tauche smart – tauche entspannt – tauche mit Frenzel!