
Die richtige Aufstiegsgeschwindigkeit beim Tauchen ist eine der wichtigsten Sicherheitsregeln, die jeder Taucher verinnerlichen sollte. Ein zu schneller Aufstieg kann ernsthafte gesundheitliche Folgen wie die Dekompressionskrankheit oder Lungenüberdehnung verursachen – ein zu langsamer Aufstieg verlängert unnötig den Tauchgang und erhöht das Risiko von Auskühlung oder Gasverbrauch.
Doch was gilt heute eigentlich als „sicher“? Und warum haben sich die Empfehlungen in den letzten Jahrzehnten immer wieder verändert?
In diesem Beitrag tauchen wir tief in die Entwicklung der Aufstiegsgeschwindigkeit ein – von militärischen Ursprüngen bis hin zu den heutigen Vorgaben von PADI, SSI, CMAS und TDI. Du erhältst einen umfassenden Überblick über die Standards, ihre Vorteile und Nachteile und erfährst, wie du sie in der Praxis richtig anwendest.
Warum ist die Aufstiegsgeschwindigkeit so wichtig?
Wenn du aus größerer Tiefe zur Oberfläche zurückkehrst, verändert sich der Umgebungsdruck rapide. Dabei entweicht der im Gewebe gelöste Stickstoff – je schneller der Aufstieg, desto größer das Risiko, dass sich Gasblasen im Körper bilden.
Mögliche Gefahren:
- Dekompressionskrankheit (DCS) – Gasblasen blockieren Blutgefäße oder schädigen Gewebe
- Lungenüberdehnungssyndrom (AGE) – wenn beim Atemanhalten beim schnellen Aufstieg die Lunge reißt
- Verlust des Sicherheitsstopps – bei zu schnellem Aufstieg verpasst man den geplanten Halt auf 3–5 m
Tipp: Lies auch unseren Artikel zum Thema Tauchen für Anfänger, wenn du die Grundlagen auffrischen willst.
Historische Entwicklung der Aufstiegsgeschwindigkeit
Frühe Empfehlungen: Militär & Tauchpioniere
In den Anfängen des Gerätetauchens – insbesondere im militärischen Bereich – galten sehr schnelle Aufstiegsgeschwindigkeiten beim Tauchen als normal. Die ersten Tauchtabellen (z. B. der U.S. Navy) erlaubten Aufstiege mit 18 Meter pro Minute (m/min) oder sogar mehr.
Begründung:
- Kürzere Einsatzzeiten, operative Effizienz
- Wenig wissenschaftliche Daten über Mikroblasen
- Fokus auf Dekompression, nicht auf Mikrozirkulation
Sporttauchen: Beginn des Umdenkens
Ab den 1980er-Jahren zeigten Studien (z. B. Doppler-Untersuchungen von Spencer & Bennett), dass bei langsamerem Aufstieg weniger Gasblasen im Körper entstehen – auch ohne Symptome.
Taucherorganisationen begannen, ihre Empfehlungen zu senken – meist auf 9–10 m/min.
Moderne Ansätze: Sicherheitsstopps & Deep Stops
Mit Einzug von Tauchcomputern wurde das Konzept individueller Aufstiegsprofile möglich. Heute empfehlen viele Verbände eine Kombination aus:
- Langsamen Aufstieg (max. 9 m/min)
- Verpflichtendem Sicherheitsstopp (3–5 m, 3 Min.)
- Zusätzlichen „Deep Stops“ bei Tauchgängen über 25 m
Empfehlungen der großen Tauchsportverbände im Überblick
🟦 PADI: Einfach & standardisiert
Empfohlene Aufstiegsgeschwindigkeit:
≤ 18 Meter/Minute (seit 2005 oft auf 9 m/min reduziert in Schulungen und neueren Materialien)
Sicherheitsstopp:
- Pflicht bei Tiefen >30 m
- Empfohlen bei jedem Tauchgang: 3 Minuten auf 5 m
Besonderheit:
- Fokus auf Wiedererkennung & Routine für Anfänger
- Weniger Fokus auf Deep Stops
🟩 Vorteile:
- Einfach zu merken, weltweit konsistent
- Gut kombinierbar mit PADI-Tauchcomputern
🟥 Nachteile:
- Weniger flexibel für komplexe Tauchgänge
- Keine individuelle Anpassung an Mikrobubble-Risiken
Lies hier mehr zur PADI-Ausbildung im Vergleich
🟦 SSI: Aufstiegsgeschwindigkeit beim Tauchen maximal 9m/Minute
Empfohlene Aufstiegsgeschwindigkeit:
9 Meter/Minute
Sicherheitsstopp:
- Ab 18 m Tiefe empfohlen, ab 30 m Pflicht
Besonderheit:
- Digitale Tauchcomputer passen Profile individuell an
- Unterstützung von Deep Stops bei tiefen Tauchgängen
🟩 Vorteile:
- Sehr sicher, eine Geschwindigkeit
- kann sich jeder merken
🟥 Nachteile:
- Leichte Varianz in der Lehre, je nach Instructor
- bei Tieftauchgängen bis 40 Meter braucht man mindestens 4 Minuten zzgl. Sicherheitsstopp bis zur Oberfläche
Empfehlung: Tauchschule finden – So gehst du vor
🟦 CMAS: Wissenschaftlich & präzise
Empfohlene Aufstiegsgeschwindigkeit:
10 m/min, bei Dekompressionstauchgängen auch 3–6 m/min im oberen Bereich
Sicherheitsstopp:
- Integriert in Dekompressionstabellen
- Fokus auf physiologisch begründete Stops und langsamen Endaufstieg
Besonderheit:
- Stark an den Ursprungstabellen der Tauchphysik orientiert
- Empfohlen für technisch interessierte Taucher
🟩 Vorteile:
- Wissenschaftlich fundiert
- Flexibel anpassbar mit Tabellen oder Multi-Level-Profilen
🟥 Nachteile:
- Höhere Komplexität
- Für Anfänger ohne Vorkenntnisse evtl. verwirrend
🟦 TDI (Technical Diving International): Präzision & Tiefe
Empfohlene Aufstiegsgeschwindigkeit:
- Max. 9 m/min in den ersten 15 m
- 3 m/min bei Deko-Stops oder über längere Tauchgänge
Sicherheitsstopp:
- Wird zu festem Bestandteil der Profile
- Komplexe Stops je nach Gaswechsel, Tiefe, Zeit
Besonderheit:
- Gradient Factors & personalisierte Dekompressionsplanung
- Starke Nutzung von Tauchcomputern (Shearwater, Ratio, etc.)
🟩 Vorteile:
- Maximale Sicherheit für anspruchsvolle Tauchgänge
- Ideal für Wrack-, Höhlen- oder Mischgas-Tauchen
🟥 Nachteile:
- Nur für fortgeschrittene Taucher geeignet
- Bedarf intensiver Schulung und Planung
Vergleichstabelle: Aufstiegsgeschwindigkeit nach Verband
Verband | Empfohlene Aufstiegsgeschwindigkeit | Sicherheitsstopp | Besonderheiten |
---|---|---|---|
PADI | 9–18 m/min | 3 min auf 5 m empfohlen | unklare Haltung |
SSI | 6–9 m/min | Ab 18 m empfohlen | einfach und sicher |
CMAS | 10 m/min, ggf. 3–6 m/min | In Deko integriert | wissenschaftlich |
TDI | 3–9 m/min je nach Phase | Pflicht, komplex | Technisches Tauchen |
Aufstiegsgeschwindigkeit in der Praxis
Was sagt der Tauchcomputer?
- Moderne Tauchcomputer (Suunto, Mares, Shearwater) zeigen eine empfohlene Aufstiegsgeschwindigkeit visuell an
- Bei Überschreitung: Warnsignale / Stopps erforderlich
- Einige Geräte berechnen auch Deep Stops automatisch
Tipps für die Praxis:
- Kontrolliere deine Tarierung aktiv mit dem Inflator
- Halte das Finimeter im Blick → keine Hektik am Ende
- Nutze visuelle Marker: Blasen steigen mit ca. 9 m/min – orientiere dich daran
- Mach den Sicherheitsstopp immer, auch wenn er nicht vorgeschrieben ist
- eine Verletzung der Aufstiegsgeschwindigkeit beim Tauchen ist gerade im flachen Wasser ein Problem
Noch nicht sicher bei der Ausrüstung? Sieh dir unseren Ausrüstungsratgeber für Anfänger an.
Vor- und Nachteile verschiedener Aufstiegsgeschwindigkeiten
Schneller Aufstieg (z. B. 18 m/min):
✅ Kürzere Tauchzeit
❌ Höheres Risiko für DCS & Mikrobubbles
❌ Geringere Kontrolle bei Tarierung
Moderater Aufstieg (6–9 m/min):
✅ Bewährt im Sporttauchen
✅ Unterstützt durch moderne Tauchcomputer
❌ Längerer Luftverbrauch
Sehr langsamer Aufstieg (3 m/min + Deep Stops):
✅ Maximal sicher für Dekompression
✅ Ideal für Tieftaucher
❌ Nur sinnvoll mit exakter Planung & viel Luft
Fazit: Was ist sicher?
Die optimale Aufstiegsgeschwindigkeit hängt von mehreren Faktoren ab:
- Tiefe des Tauchgangs
- Dauer unter Wasser
- Dekompressionspflicht ja/nein
- Persönlicher Gesundheitszustand
- Verwendung eines modernen Tauchcomputers
Allgemeine Empfehlung für Sporttaucher:
- ≤ 9 m/min auf den letzten 15 Metern
- Sicherheitsstopp auf 5 m für 3 Minuten
- Wenn möglich: Deep Stops einbauen bei >25 m Tiefe
Wenn du dich an diese Regeln hältst – und deinen Computer liest –, bist du auf der sicheren Seite.
Weiterführende Links auf tauchen.xyz
- 🧠 Tauchen für Anfänger – Der große Guide
- 🧥 Trockentauchanzug richtig anziehen
- 🏫 Tauchschule finden – So gehst du vor
- 🧳 Tauchkurs im Urlaub oder zuhause?
- 📘 Tauchkurs Vergleich: PADI vs. SSI
FAQ zur Aufstiegsgeschwindigkeit
Wie schnell darf man beim Tauchen auftauchen?
Empfehlung: max. 9 Meter pro Minute, langsamer ist besser – besonders in den letzten Metern.
Ist ein Sicherheitsstopp Pflicht?
Je nach Verband unterschiedlich – empfohlen ist er immer (3 Min. auf 5 m).
Was passiert, wenn ich zu schnell auftauche?
Du riskierst Dekompressionskrankheit, Tarierungsprobleme und Stresssituationen. Langsam und kontrolliert ist sicher.
Bleib sicher – tauche schlau.
→ Jetzt weiterlesen: So planst du deinen ersten Tauchgang richtig
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